Bitumendickbeschichtungen
in der DIN 18195
 
K O N T R A



Jürgen Lech
, staatlich geprüfter Techniker, Fach-planer für Dächer und Abdichtungen,
Essen
 
Die Abdichtung von Bauwerken – hier vorrangig von erdberührten Bauteilen mit kunststoffmodifizierten Bitumendickbeschichtungen (KMB) – ist seit vielen Jahren gängige Praxis. Dieser hohe Anwendungsgrad hat nach meiner baupraktischen Erfahrung vorrangig damit zu tun, dass es sich dabei bislang um eine "Billigabdichtungslösung" handelte. Die Ausführung erfolgte vielfach von wenig qualifizierten Bauhelfern mit entsprechend negativen Ergebnissen. Die Schadenshäufigkeit bei diesen Abdichtungen war - und ist immer noch - ein Diskussionsthema, ein Aufgabenfeld für Sachverständige.
Seit August 2000 entspricht nun auch diese Art der Abdichtung (mit KMB) den anerkannten Regeln der Technik (a.R.T.), hier der DIN 18195 "Bauwerksabdichtung". Die Aufnahme dieser Abdichtungsvariante neben den bewährten Abdichtungsmethoden (Abdichtung mit Bitumen und Kunststoffbahnen) in der DIN 18195 sichert aber noch nicht den Erfolg.
Dass man aus früheren Fehlern gelernt hat, die vielfach auf eine mangelhafte Verarbeitung, wie auch auf den Einsatz nicht geeigneter Systeme zurückzuführen sind, hat man bei der Neufassung der DIN 18195 bewiesen. So wird im Teil 6 der DIN 18195 (mässige Beanspruchung) : "Abdichtung gegen von aussen drückendes Wasser und aufstauendes Sickerwasser, Bemessung und Ausführung", ausführlicher als bei anderen Dichtungssystemen die Bemessungen, die Ausführung und die Dokumentation geregelt. Es werden erstmalig auch Angaben zur Vorbereitung des Untergrundes, der Ausführung, der Zusammensetzung und Dimensionierung des Abdichtungssystems mit KMB-Materialien gemacht.
Die Unterteilung des Teil 6, der DIN 18195 in die Lastfälle C "stauendes Sickerwasser" und D "von aussen drückendes Wasser", (eine Abdichtung mit KMB-Dichtungssystemen darf nur im Lastfall C erfolgen) birgt ein Gefahrenpotential für Irrtümer in sich.
Zum einen scheint diese Unterteilung in Planer- und Handwerkerkreisen
 
noch zu wenig bekannt. Zum anderen ist, wie Dr. Braun – Sachverständiger und Obmann des Normenausschusses der DIN 18195, bei den Aachener Bausachverständigentagen äusserte und diese Meinung teile ich, in allen erdberührten, wasserbelasteten, vertikalen Bereichen, wenn auch nur zeitweise, mit einem hydrostatischen Wasserdruck zu rechnen.
Das hiesse, das alle diese Bereiche gemäss der DIN 18195, Teil 6 ausgeführt werden müssten, was in den a.R.T. der DIN 18195 so nicht vorgesehen ist.
Ob diese Vorgaben zukünftig ausreichend berücksichtigt werden, wird sich zeigen. Der Ausführende ist im Schadensfall vielfach der Dumme, denn gemäss § 633 BGB – Werksvertragsrecht – schuldet der Auftragnehmer dem Auftraggeber ein funktionierendes Gewerk, eine funktionierende Abdichtung.
Abdichtung mit KMB-Materialien im dichtungstechnisch, hochbelasteten Bereich der DIN 18195, Teil 6 (Lastfall C) entsprechen nur dann den a.R.T., wenn diese für diese Art der Abdichtung geeignet, geprüft, das abzudichtende Bauteil dafür geeignet, das System fachgerecht von einem qualifizierten Verarbeiter aufgebracht und dauerhaft funktionsfähig ist.
Hier liegt ein hohes Mass an Verantwortung beim Planer der Abdichtung, beim Verarbeiter und schliesslich beim Bauleiter, der die fachgerechte Ausführung protokollieren muss. Unbestritten ist es möglich funktionsgerechte Abdichtungen mit KMB-Materialien in erdberührten Bereichen zu erstellen. Ob es sich dabei unter Berücksichtigung der DIN 18195 im Vergleich zu anderen bewährten Abdichtungsmethoden um eine wirtschaftliche Art der Abdichtung handelt, das wird sich in den nächsten Jahren herausstellen.
Dabei ist es sicherlich der falsche Weg die Verantwortung für die Be-stimmung des Lastfalls, die Art der Ausführung, die Systemauswahl sowie auch die Ausführung selbst dem nicht mit dieser Art der Abdichtung bereits vielfach vertrautem Abdichter/ Dach-decker zu überlassen.


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